Ostern
Der Tisch zu Hause ist festlich gedeckt und geschmückt. Bunt gefärbte Eier, eine brennende Kerze, herrlich leuchtende Narzissen. Und in der Mitte ein Osterlamm aus Kuchenteig.
Mit Schokolade oder Zuckerguss als Überzug. Hübsch anzusehen, auch wenn das mit dem Zerteilen und Essen immer etwas komisch wirkt. Wer bekommt den Kopf und wer das Hinterteil?
Das Osterlamm steht für Jesus Christus,
für seinen Tod und seine Auferstehung und dafür, dass dieses Geschehen uns zugutekommt. Es ist ein viel besseres Sinnbild für Ostern, als die allgegenwärtigen Osterhasen, die mit dem Inhalt und der Botschaft dieses Festes aus christlicher Sicht rein gar nichts zu tun haben.
Das Lamm spielt in der Bibel eine wichtige Rolle. Es ist das Passalamm, das an die Befreiung des Volkes Israel aus der Knechtschaft und Unterdrückung in Ägypten erinnert. Es ist das Opferlamm, das Gott dargebracht wird. Und es ist der buchstäbliche „Sündenbock“, der die Schuld des Volkes am eigenen Leib in den Tod trägt. Die ersten Christen haben in Jesus dieses Lamm gesehen, das sich hingibt und stirbt, damit wir leben können.
Ostern,
das ist die Antwort auf die Frage, wer am Ende die Wahrheit und das Recht auf seiner Seite hat. Zu wem alle aufschauen werden müssen. Wer der Größte sein wird. Und so viel steht fest: Es wird niemand von den Menschen sein, die sich so benehmen. Es wird niemand von den Starken, den Erfolgreichen, den Selbstgerechten sein. Sondern Jesus Christus, das Lamm. Der, der nach menschlichen Maßstäben schwach ist und gescheitert. Der, der unschuldig gelitten hat. Niemand wird an ihm vorbeikommen. Niemand wird über ihm stehen.
Was bedeutet das für uns hier und heute?
Es bedeutet, dass Leid und Tod noch nicht aus der Welt sind. Jesus selbst hat es am eigenen Leib erlebt und erfahren. Er, das Lamm, wurde umgebracht. Das ist ein extremes Beispiel dafür, wie es zugeht in der Welt. Menschen leiden und sterben, daran ändert auch Ostern nichts. Ostern heißt: Eines Tages werden wir Jesus Christus sehen. An der Seite Gottes werden wir ihn sehen. Wir werden erkennen, dass alles stimmt, was er gesagt und getan hat. Niemand wird ihm widersprechen. Niemand wird ihm seinen Platz streitig machen. Noch steht das Osterlamm mit dem Schokoladenüberzug auf dem festlich gedeckten Tisch. Wir werden es später gemeinsam essen. Es wird uns an Jesus Christus erinnern. Es wird uns daran erinnern, wie es ihm ergangen ist. Wir werden daran denken, dass Menschen noch immer leiden und sterben. Doch das Lamm wird uns auch die Gewissheit geben, dass es damit ein Ende hat, dass sich das durchsetzen wird, wofür Jesus Christus steht: die Sanftmut, die Friedfertigkeit, die Liebe.
Pfarrer Dr. Kay Weißflog